Fisch, Meeresmotive und Loschi, der singende Seemann. Ausstellungseröffnung in Dudeldorf. Foto: S. Theiss
 

AUSSTELLUNG

Mit Fisch und Farbe

Auftakt zur Ausstellung in der Burg Dudeldorf mit Speisen und Musik

Von unserer Redakteurin SYBILLE THEISS

DUDELDORF. Mit einer "kulinarischenReise durch die Kunst" haben "Stephan und Verena" ihre Ausstellung auf der Burg Dudeldorf eröffnet. Die Burg Dudeldorf öffnet nach langer Zeit wieder ihr Tor. Vor drei Monaten haben zwei Künstler begonnen das stiefmütterlich (un-)gepflegte Kleinod herauszuputzen. Das Karlsruher Künstlerpaar "Stephan und Verena" hat die Wände teils gestrichen, teils gelehmt, Möbel herbeigeschafft, Lampen aufgehängt, die Löcher in der Decke gestopft. Seit dem Wochenende ist die Burg Galerie. Die Vernissage ist ein Experiment. Stephan und Verena starten mit einer "kulinarischen Reise durch ihre Kunst", verbinden Räume, Speisen und Musik mit Videoinstallationen und Objekten, die sie vor Ort entworfen haben. 40 Neugierige sind gekommen, um an dem Experiment teilzunehmen. In zwei Gruppen ziehen sie durch die Räume. Die einen empfangen Aliens. Die Papp-Gestalten hocken, umringt von rot blinkenden Lämpchen, in einem sternförmigen Ufo, das gleichzeitig als Tisch für die Speisen dient. Die Gäste tauchen ihr Brot gemeinsam in Soßen und verspeisen die wabbelige Sülze. Dabei trinken sie "Spacedrinks" und kommen zögerlich miteinander ins Gespräch. Die Weltall-Atmosphäre unterstreichen fiepsend elektronische Geräusche und verzerrtes Funkspruchgemurmel. An den Wänden hängen Abbilder von grell-bunten Gestalten, die durch ihre übernatürlich langen Gliedmaßen und gebogenen Körper fremdartig wirken. "Man kann die Aliens förmlich spüren", sagt ein Gast, der die poppige Öl-auf-Holz-Malerei betrachtet. Dann geht es weiter. Wasser plätschert aus einer Flasche. Dass die Schüssel, die darunter steht, es auffängt, ist eine Illusion. Es gibt sie nur als Video auf einem Monitor. Die Bilder in dem Raum, in dessen Mitte eine lange Tafel mit Rindfleisch-, Käse- und Melonenhäppchen steht, "sind Highlights der letzten Jahre und unserer Formel1-Aktion 2001", erläutert Verena. Im Rügenzimmer betritt das Publikum sandigen Boden. An der Decke hängen Fischernetze, ein Monitor zeigt die Meeresbrandung. Dazu greift Loschi, der singende Seemann in die Tasten seines Schifferklaviers und stimmt in Hans Albers Manier "Es fährt ein Schiff nach Hongkong" an. Die Stimmung unter den Gästen wird gelöster. Sie singen mit, unterhalten sich. Den hell beleuchteten Raum erfüllt der Geruch frittierter Schrimps und Tintenfischringe. Drei Vitrinen mit Postkartenausgaben der Gemälde dienen als Tische. Die Motive an den Wänden halten in Mal-Wisch-Technik Szenen fest, die mit dem Meer und der Seefahrt zu tun haben. Eine Besucherin kann beurteilen, wie viel Arbeit in dem Kunstprojekt steckt: "Ich war vor Wochen schon eimal hier. Die versifften Räume sind jetzt wunderbar. Das war Knochenarbeit." Mit einem Zwischen-Stop im "Rauchsalon" mit erotischen Motiven geht es weiter ins Turmzimmer. Die Beleuchtung ist schummrig. Am Boden laden Strohballen zum Sitzen ein. Die Wände haben Stephan und Verena mit Lehm in gemütliches Ockergelb getaucht. Im Kamin brennen vier Feuer – Videoaufzeichnungen, eingeblendet auf Schwarz-Weiß-Monitoren in roten Colakisten. "Wolthär" singt bretonische Tänze und spielt die Konzertina. Zünftig wie die Musik und die in braunen Farben und Naturstoffen gehaltene Kulisse ist auch das Essen: Wildrahmsuppe in Terrinen, die aus Brotteig gebacken sind. "Ich finde die Verbindung des Ortes mit der Kunst faszinierend – und, dass man die Besucher mit allen Sinnen einfängt", lautet das Urteil eines Gastes. Als die Gruppen nacheinander alle Speise-Galerie-Zimmer durchwandert haben, atmet Verena auf: "Die Leute wussten nicht, was sie erwartet. Ich würde sagen, es ist geglückt. Was ich irre finde, ist dass die Leute, die am Anfang skeptisch ihre Eintrittskarte gekauft haben, mich am Ende gedrückt haben". Die Ausstellung ist ab dem 16. September an allen Sonntagen im September und Oktober ab 14 Uhr geöffnet. Nähere Informationen im Internet unter www.STEPHANundVERENA.de


trierischer volksfreund 18.9.2001