Woltähr

Vielen Dank, WALTER!

 

 

für STEPHANundVERENA


sonnenschloss walbeck


um die sonne ein himmel

reich

an gerupftem geriffeltem

schleierweiß

franst die blaulöcher

die wetterfahne derer von

1765

quietscht in die kollektoren

2013

wird vergehendes gesammelt für

zukünftiges

bleibt verdunkelt vor woltähr

- es wird nacht -

von böllern begrüßt

& der lyra

digital

sang der barde im kuhstall nicht

salonfähig

trinken wir zusammen

auf abgelaufenem parkett stampfen

wir

schaffen zusammen

wir

TROTZEN

(mit super8 geistern und unzählbaren im schloss)

!so ein durst! dem tod

woltährs

& unser aller seelen ab


© MariAnne Conradi // 2013




Woltähr

Alte Lieder in tollem Ambiente

Liedermacher Walter Liederschmitt zu Gast auf Sonnenschloss Walbeck

Die zwei Aktionskünstler STEPHANundVERENA hatten am vergangenen Sonnabend einen dritten Künstler auf das seit 20 Jahren leer stehende Sonnenschloss in Walbeck geladen. Interessierte Menschen aus der Region waren sehr neugierig auf diese Kombination und füllten den Säulensaal des Amtshauses bis auf den letzten Platz. Nach der Neugierde kam dann auch die Begeisterung - allein schon durch den Anblick des maroden, von STEPHANundVERENA zum Konzertsaal herausgeputzten, ehemaligen Kuhstalls im Amtshaus des Schlossensembles. Mit vor Ort gefundenen Materialien, wie herausgeschnittenen, morschen Dachstuhlbalken, alten Eisengittern, die einst die Fenster sicherten und Überbleibsel der Solaranlage, wurden Bühnendekoration und Theke speziell für diesen Abend gestaltet.

Denn das gehört zum Konzept der beiden Künstler, die momentan eine multimediale Ausstellung in großen Teilen des Schlosses vorbereiten. Sie wollen Altes mit Neuem verbinden und so passte die Performance des aus Trier stammenden Liedermachers „Woltähr“ bestens in ihr Konzept, da auch er alte, überlieferte Texte und Sprachen als Grundlage für seine Lieder nimmt, die er in sehr modernem Stil, manchmal sogar an Rapmusik erinnernd, lebhaft vorträgt. So schwappte die begeisternde Stimmung schnell auf die gut 120 gekommenen Gäste über.

Woltähr, dessen Name von der französischen Aussprache seines Rufnamens Walter stammt, verstand es geschickt, das Publikum auf seine Seite zu ziehen. Er erklärte die Philosophie des französischen Aufklärers Voltaire und übersetzte die Texte, die er in walisisch, französisch oder Woltährs Muttersprache „moselfränkisch“, das in der Gegend rund um Luxemburg gesprochen wird, vortrug. Diese Übersetzungen integrierte er wiederum in die Lieder, was ihnen eine dynamische, moderne Ausstrahlung verlieh. Auch die verschiedenen Instrumente, wie seine Concertina aus Klingenthal wurden mit Tonbeispielen erklärt und so bekam des Publikum noch zusätzlich eine Lektion in Instrumentenkunde.

Diese gelungene, runde Abendveranstaltung lässt gespannt sein, was die zwei Künstler STEPHANundVERENA sich zu ihrer Vernissage am 8.9.13, am Tag des offenen Denkmals einfallen lassen werden, um den Menschen aus der Region ein unvergessliches Erlebnis zu bereiten.

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